video stills

Globe, 2013
Hd Video, color/ sound, 03:35 min.

In a video titled Globe (2013), Entekhabi restages Charlie Chaplin's famous scene "Dance to world domination" from the satirical film The Great Dictator (1940). The spatial setting of his performance is reminiscent of a white cube, which Peter Weibel describes as a synonym for the strategies of exclusion of the Euro-American art world and the hegemonic practices of "white art": "In the 'white cube' not only aesthetic deviations, but also the art, values and world concepts of foreign peoples, cultures, races, religions and voices are suppressed.” In the Video Globe it is an Iranian artist who occupies the white cube and deconstructs its exclusion mechanisms. The globe – in the video a vulnerable globe in the form of a balloon that is in danger of bursting at any time – is in the hands of the “great dictator”. With elegant and at times theatrical movements reminiscent of ballet dancers, Entekhabi tosses the globe and catches it again. Is this a parody of imperialist striving for power and megalomania, similar to Charlie Chaplin's performance?
Entekhabi inscribes himself in a "Western" canon of film history and deliberately chooses one of the most famous satires on fascism and National Socialism, Entekhabi's restaging can also be viewed as a critical commentary on current debates about a "Global Art History". It is about questions of the criteria and cartographies of inclusion and exclusion, about the instances and institutions that determine them, and ultimately about how the dichotomies between the "West and the rest" can be broken down in favor of a decolonization of the global art system. At the end of the video, Entekhabi kicks the globe sideways with a resigned, exasperated expression and leaves the scene.


The text is part of the book "Global Art History":
Julia Allerstorfer, The West and the Rest? Decolonial and postcolonial perspectives on art and art history

(Deutsche)
Fruchtbare Ansätze einer Dekolonisierung von Kunst und Kunstgeschichte finden sich zahlreichen künstlerischen Positionen der „globalen“ Gegenwartskunst, die explizit neo- und postkoloniale Problemstellungen thematisieren. Eine solche Position vertritt der deutsch-iranische Künstler Shahram Entekhabi (geb. 1963 in Borujerd/Iran), der seit den frühen 1980er Jahren in Berlin lebt und arbeitet. In seinen Arbeiten setzt er sich kontinuierlich mit seiner migrantischen Identität im Kontext europäischer Gesellschaftsstrukturen auseinander und greift dabei häufig auf den eigenen Körper als performatives Medium zurück, über das Konstruktionen und Zuschreibungen von Identität, Alterität sowie ethnische bedingte Differenz kommuniziert werden. Neben dem urbanen Raum, den er als von den Aktivitäten des weißen, heterosexuellen Mittelklasse-Mannes dominiert und hierarchisiert betrachtet, wirft er gleichermaßen einen kritischen Blick auf die „westliche“ Film- und Kunstgeschichte.
In einem Video mit dem Titel Globe (2013) reinszeniert Entekhabi Charlie Chaplins berühmte Szene „Dance to world domination“ aus dem satirischen Film The Great Dictator (1940). Das räumliche Setting seiner Performance erinnert an einen White Cube, der von Peter Weibel als Synonym für die Exklusionsstrategien des euro-amerikanische Kunstbetriebs und die hegemoniale Praxen einer „weißen Kunst“ bezeichnet wird: „Im ‚weißen Würfel’ werden nämlich nicht nur ästhetische Abweichungen, sondern auch die Kunst-, Wert- und Weltvorstellungen fremder Völker, Kulturen, Rassen, Religionen und Stimmen ausgeblendet.“ Im Video Globe ist es ein iranischer Künstler, der den White Cube besetzt und dessen Ausschlussmechanismen dekonstruiert. Der Globus – im Video eine verletzliche und jederzeit zu zerplatzen drohende Weltkugel in Form eines Luftballons – befindet sich in Händen des „großen Diktators“. Mit eleganten und mitunter theatralischen Bewegungen, die an jene von Balletttänzer erinnern, wirft Entekhabi den Globus in die Luft und fängt ihn wieder auf. Handelt es sich hier um eine Parodie auf imperialistische Machtbestrebungen und auf den Größenwahn, ähnlich wie in der Darbietung von Charly Chaplin?
Indem sich Entekhabi in einen „westlichen“ Kanon der Filmgeschichte einschreibt und dabei bewusst eine der wohl berühmtesten Satiren auf Faschismus und Nationalsozialismus wählt, kann Entekhabis Reinszenierung auch als kritischer Kommentar zu aktuellen Debatten um eine „Global Art History“ betrachtet werden. Es geht um Fragen der Kriterien und Kartografien von Inklusion und Exklusion, um die darüber bestimmenden Instanzen und Institutionen und letztendlich darum, wie die Dichotomien zwischen dem „Westen und dem Rest“ zugunsten einer Dekolonisierung des globalen Kunstsystems aufgebrochen werden können. Am Ende des Videos kickt Entekhabi den Globus mit einer resignativ-entnervten Miene mit dem Fuß zur Seite und verlässt den Schauplatz..

Global Art History
Autors: Julia Allerstorfer and Monika Leisch-Kiesl
Publisher ‏ : ‎ transcript Verlag, Bielefeld, Germany
ISBN-10 ‏ : ‎ 3837640612
ISBN-13 ‏ : ‎ 978-3837640618

the video Globe appeared at folowing exhibitions:
2017: XXIII. Rohkunstbau: Die Schönheit Im Anderen | The Beauty Of Difference, curated by Mark Gisborne, Schloss Lieberose, Lieberose, Germany.(catalogue)
2013/2014: Im Vorbeigehen II/5: "The Atlas Program", curated by Monika Leisch-Kiesl and Julia Allerstorfer, Catholic Private University Linz (KTU), Linz Austria. (Solo Exhibition)(catalogue)


شهرام  انتخابی    尚莱姆_恩特卡比
Shahram Entekhabi is an German-Iranian- artist, curator & architect, currently living & working across Tehran, Iran - Berlin, Germany and Europe.